Das erste "Traumschiff"...

...ging im Sommer 2005 in der Pestalozzi-Grundschule Wiesbaden auf große Fahrt.

Es ist immer eine große, aufregende Sache, wenn man sich an ein neues Projekt wagt. Und da ich - auch schon als Kind - die großen Bauaktionen immer viel spannender fand als die üblichen kleine Basteleien, war es auch für mich als Erwachsene mit sehr viel Spaß verbunden, als wir zum ersten Mal "in See stechen" wollten...

Warum auch immer kleine Modelle herstellen? Warum nicht in großen Dimensionen denken und den Kindern damit zeigen, dass VIELES möglich ist - eben mehr, als die Erwachsenen manchmal glauben! Ein Schiff sollte es sein, das groß genug ist, um alle Kursteilnehmer darin unter zu bringen. Und es sollte ausschließlich aus Kartons hergestellt sein, befestigt und stabilisiert mit Kordeln und Klebeband. Dann sollte es komplett angemalt werden - innen wie außen - und am Ende begehbar sein, auch für unsere Fantasiereise.

Das Ganze sollte mit Zeichnungen beginnen, in einem Film dokumentarisch festgehalten werden, und mit einer großen Abschlusspräsentation enden.

Und obwohl unser Kunstobjekt natürlich nicht verhüllt wurde, so folgte der Prozess des Ganzen am Ende doch dem Kunstverständnis eines Christo und seiner Lebensgefährtin Jean-Claude , da es als Kunstwerk nur für eine vorher festgelegte Zeit bestehen durfte - um anschließend in gemeinsamer Arbeit demontiert und auf dem Wertstoffhof entsorgt zu werden. Damit sollte schließlich sicher gestellt werden, dass es wirklich ein EINMALIGES Erlebnis darstellte, an diesem Projekt teilgenommen zu haben...

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Wir sind an einem heißen Donnerstagmorgen in See gestochen. Das Boot war eng, doch irgendwie fanden wir alle Platz.

Moritz spielte mit seinem Motorrad und Marcel schaute immer wieder auf seinen Wecker, um uns zu sagen, wie lange wir schon unterwegs waren.
Luisa ging als erstes auf den Aussichtsturm, um mit ihrem Fernglas nach anderen Schiffen Ausschau zu halten. Plötzlich hörte Norman ein dumpfes Grollen. Ein Unwetter nahte. Nadine holte ihren Stift und ihren Block und notierte: „12 Uhr Nordost – Großer Sturm kommt direkt auf uns zu.“ Mia saß in der Kajüte und las in ihrem Buch als Sarah ihr zurief: „Du, ich glaube, da draußen gibt es schlechtes Wetter!“ Sofort waren wir alle an Deck. Sinan rannte immer vom Bug zum Heck und rief: „Alle Mann über Bord! Alle Mann über Bord!“, aber Rene sagte beruhigend: „Keine Panik, Sinan, wir schaffen das schon!“ Dann brach das Sausen und stürmische Regenpeitschen los. Die Wellen schlugen 20 Meter hoch!
Gemeinsam hielten wir die Taue des Segels fest und unser Schiff auf Kurs. Nach zwei harten Stunden war es geschafft!
Plötzlich sahen wir eine einsame Insel. Wir hielten auf sie zu und gingen an Land. Wunderbarer weißer Sandstrand empfing uns.
Wir ruhten uns aus.
Das hatten wir uns ehrlich verdient –
wir,

EIN STARKES TEAM !

[Anne Ernst-Kianzad]
Eine Woche lang durften Kinder der 3. und 4. Klassen während der Projektwoche malen, schreiben, nähen, bauen, streichen - und das Ganze auch noch per Video dokumentieren! Am Ende kam ein echtes TRAUMSCHIFF heraus: knapp 6 Meter (!) lang und über 2,5 Meter breit stand es da... in einem Klassenraum weit oben unterm Schuldach... ganz aus alten Kartons gefertigt...und doch auch irgendwie am Meer:
  • ... denn schließlich gab es Meeresrauschen! (Wir hatten eine Soundanlage installiert...)
  • ...und der Wind wehte uns ins Gesicht! (Wir hatten mehrere Ventilatoren aufgestellt...)
  • ...und vom Ausguck konnte man die Palmen sehen! (Wir hatten vor dem Schiff eine riesige Fototapete ebenfalls auf Karton aufgeklebt...)

Das zweite "Traumschiff"...

- knapp zwei Jahre später !
  • Es wurde ein neues Schiff gebaut
  • Entworfen von neuen Kindern, in einem anderen Zusammenhang und

    mit wieder anderen Vorstellungen davon, wie denn ein "Traumschiff" auszusehen habe..
  • 5-Tages-Projekt von 9 bis 15 Uhr (inklusive Mittagessen) für Kinder von 7 bis 10 Jahre (circa) im Rahmen des Ferienprogramms der Stadt Wiesbaden
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Die von uns damals verwendeten Zitate...
  • "Wer auf dem Strom des Lebens seinen eigenen Weg finden will, muss sich ein Boot bauen aus Eigensinn und Phantasie." [Jochen Mariss]
  • "Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuleiten, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem endlosen Meer." [Antoine de Saint-Exupery]
  • "Jeder Mensch sollte mindestens einmal im Leben ein Schiff gebaut haben um zu neuen Ufern aufbrechen zu können!"

    [Anonymus]
Und der anschließende Kommentar von einer Lehrerin an der Pestalozzischule...

[zum Projekt in 2005]

"Liebe Frau Ernst-Kianzad,

[...] da ich von Kindheit an eine sehr tiefe Verbundenheit zu Meeren und seinen einzigartigen Atmosphären habe, fühlte ich mich von ihrem so gelungenen Projekt (und dem Meeresrauschen) sehr angesprochen. An diesem schwül-heißen Präsentationstag war der Traumschiff-Raum wie eine Oase in der Wüste. Mit Ihrem Projekt haben Sie Mut zu Kreativität neu geweckt, die leider im Schulalltag durch Aufgabenfülle und Organisationsfülle manchmal droht verloren zu gehen. Danke für Ihr Traumschiff, das einlädt zu neuen Ufern aufzubrechen...

Herzliche Grüße, S. Wachter-Strippel"

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Die Geschichten der Kinder nach unserer Fantasiereise... [aus unserem Projekt in 2005]

Moritz

Wir haben unser Schiff auf den Namen „Black Pearl Bestona“ getauft.
Wir haben Quatsch gemacht.
Wir haben unsere Namen in die Bullaugen geschrieben.
Uns hat es Spaß gemacht.

Marcel

Ich habe mir vorgestellt, dass unser Boot unter gegangen ist.
Und nur ich konnte unsere Mannschaft retten.
Und Norman, Moritz, Luisa und Mia sind zum Boot geschwommen und haben sich das Boot angeschaut.

Mia

Ich habe mir vorgestellt, dass ich unter Deck war und mich ausgeruht habe. Ich habe die Wellen gespürt und mich gefragt, wann wir ankommen.
Aber eigentlich wäre ich gerne weiter gefahren.

Sarah

Ich habe ein bisschen geschlafen und habe ein bisschen rumgeguckt. Ich habe mir die Menschen angeschaut, die neben mir lagen. Ich habe sehr viele Wellen gehört und Möwen auch.
Die Fahrt war sehr sehr schön.

Norman

Wir haben unser Schiff auf den Namen „Black Pearl Bestona“ getauft.
Wir haben Quatsch gemacht.
Wir haben in die Bullaugen unsere Namen reingeschrieben.
Wir haben Sekt ohne Alkohol getrunken.
Uns macht es sehr viel Spaß.
Unser Schiff haben wir noch dekoriert.
Das Segel hat der Marcel genäht.
Der Moritz und ich haben das Unterteil des Mastes abgesägt.

Sinan

Wir haben geschlafen und haben Sekt ohne Alkohol getrunken und der Moritz hat Quatsch gemacht mit mir.
Da haben wir gelacht.

René

Wir sind nach der Schiffstaufe direkt ins Meer getrieben. Nach drei Tagen kamen wir an. Die unerreichbare Insel...
Noch niemand hatte sie je gesehen!
Wir sind die allerersten, die je hier angekommen sind. Wir haben einen Schatz gefunden. Es sind Juwelen, Golddublonen und wertvoller Schmuck. Wir haben uns hier einquartiert, haben Kokosnüsse gegessen und deren Saft getrunken – und das 1 ½ Jahre lang...
Dann sind wir zurückgefahren. Piraten haben uns angegriffen, doch sie haben die Schlacht verloren. Wir haben ihre Schätze genommen und kamen reich und gut gelaunt zurück.

Nadine

Wir fahren durch das Meer.
Die Möwen kreisen über dem Schiff. Wir legen ab.
Das Meer rauschte und die Wellen schlugen gegen das Schiff.
Es war schön.
Wir sehen eine Insel. Und wir legen an.
Wir hatten noch keinen Namen für unser Schiff. Da fand einer von uns eine Muschel. Da war eine schwarze Perle drin und wir sahen, dass es eine Bestonarische Perle war.
So nannten wir das Schiff „The Black Pearl Bestona“.

Luisa

Ich habe Delphine und Quallen gesehen. Ich habe eine Feuerqualle gesehen. Ich habe einen Delphin angefasst und er hat sich gut angefühlt.
Marcel, Mia, Rene und ich – wir waren in einer Ecke.
Ich habe mir vorgestellt, dass ich nach Dänemark gefahren bin.
Ich habe auch Möwen gesehen.
Ich habe auch noch ein bisschen geschlafen.
Ich fand es sehr, sehr schön.

Julia

Ich habe mir vorgestellt, dass wir auf unserem Schiff „The Black Pearl Bestona“ auf große Fahrt gegangen sind. Mitten auf dem offenen Meer waren vier Richtungen. Wir einigten uns, dass wir nach Süden fahren. Nach drei Tagen sagte Mia im Ausguck: „Ahoi, ihr Landratten! Es geht los!“ – „ Lichtet den Anker! Es ist soweit!“, rief Käp’tn Anne. Alle gehorchten und Rene legte den Anker an der großen Insel an.
Luisa legte das Brett auf, damit alle aussteigen konnten. Es war eine Art Rampe. Marcel ging als Erster über die Rampe um zu gucken, ob es Bewohner auf der Insel gab, die gefährlich sein könnten.
Als er überall geguckt hatte (das waren 9 Stunden), kam er zurück und dann ging Käp’tn Anne über die Reeling. Danach gingen Sarah, Moritz, Rene, Norman und dann Mia, Luisa, Sinan, Nadine und als letztes ich. Marcel war ja schon draußen.
Als erstes bewunderten wir die wunderschönen Palmen. Dann den weichen Sand und dann das hier sehr gut wachsende Obst: Bananen, Kiwie, Ananas und die Kokosnüsse.
Viele Tiere lebten hier: ein Känguru, Papageien, Affen, Krokodile und Flamingos. Käp’tn Anne hatte einen Papagei auf der Schulter, aber als der die vielen Papageien entdeckte, flog er sofort zu ihnen. Der Papagei hieß „Kopurdeschapelo“.
Kopurdeschapelo plapperte in einer Tour und die anderen Papageien hörten gespannt zu.
Danach kamen wir zu einem Wasserfall, wo sehr schönes Wasser floss, das sehr klar und kalt war. Käp’tn Anne wollte etwas trinken und sagte zu Luisa: „Teste du für mich das Wasser. Wenn es schmeckt – sag es mir!“
Luisa fasste sich ein Herz und probierte das Wasser. Es schmeckte so gut wie als ob man einen Zaubersaft trinkt, mit dem man zehn Jahre jünger wird. Das ließen sich die anderen nicht zweimal sagen und stürzten sich über das Wasser. Auch Käp’tn Anne langte zu und trank bis sie voll war.
Dann wurde es Abend und wir guckten uns um, ob es ein Haus gäbe, wo man schlafen könnte. Aber wir fanden nichts.
Käp’tn Anne beschloss Sarah zu schicken um ein paar Decken und Matratzen aus dem Schiff zu holen. Wenig später kam Sarah mit den Decken und Matratzen.
Nun war ich an der Reihe. Ich machte ein Lagerfeuer an und suchte uns ein totes Tier, denn ich schoss nicht gerne Tiere tot.
Der Hase war die Klippen hinunter gerollt und deshalb war er tot. Ich hatte das nicht gesehen.
Nun suchte ich nach leckeren Früchten und kam wieder zu ihnen. Dann brieten wir den Hasen und als Nachtisch gab es viele leckere Früchte. Allen hat es sehr gut geschmeckt.
Danach machten wir uns ein schönes Lagerfeuer und schliefen ein.
Am nächsten Morgem weckte uns Kopurdeschapelo mit seinen Freunden. Das hatten wir völlig vergessen: Heute um 11 Uhr kamen ja die Eltern der Kinder und wollten sich dies hier angucken. Wir kennzeichneten die Insel, dass sie uns gehörte und fuhren im schnellsten Tempo die Pesta-Lozzi-Schule an.
Als wir ankamen war es 10 Uhr 59. „Knapp!“, sagte Sinan und strich sich den Schweiß von der Stirn.
Eine Minute später stürmten die Kinder und die Erwachsenen in den Raum und bewunderten das Schiff.Wir waren stolz und sagten „Ja, das haben wir gebaut!“
Nach diesem tollen Tag sagte Käp’tn Anne: „Hisst die Segel, Leute! Wir gehen wieder auf große Fahrt!“
Alle waren begeistert und wir stachen wieder in See.
Und los ging es!
Als wir unsere Insel erreichten, feierten wir ein Fest mit Musik und Tanz. Wir feierten bis in die Morgenstunden.

Fotoalbum:HIER!!

War also doch alles Wirklichkeit und nicht etwa nur ein Traum...?
Das Traumschiff-Lied

(Komm doch einfach mit..)

1. Strophe:

Fühlst Du manchmal Dich allein?
Scheint Dein Zimmer Dir zu klein?
Träumst Du Dich im Kopf weit fort?
Wünscht Dich an 'nen andern Ort?

Zwischenspiel:

Willst Du mal am Steuer stehen?
Die Welt mit andern Augen sehen?
Und mit Freunden was erleben,
die nach fernen Ländern streben?

Refrain :

Dann komm einfach mit -
auf unsre Fahrt durchs große Meer!
Ja, komm einfach mit!
Denn wir reisen kreuz und quer!

Los, komm einfach mit –
auf unsre Fahrt durchs große Meer!
Ja, komm einfach mit –
der Sonne hinterher...

2. Strophe :

Du brauchst keinen Segelschein
um auf der Fahrt dabei zu sein !
Drück’ einfach beide Augen zu –
und schon fährt das Schiff im Nu!

Zwischenspiel:

Willst Du mal am Steuer stehen?
Die Welt mit andern Augen sehen?
Und mit Freunden was erleben,
die nach fernen Ländern streben?Refrain :

Dann komm einfach mit -
auf unsre Fahrt durchs große Meer!
Ja, komm einfach mit!
Denn wir reisen kreuz und quer!

Los, komm einfach mit –
auf unsre Fahrt durchs große Meer!
Ja, komm einfach mit –
der Sonne hinterher...

[Copyright Text und Melodie: Anne Ernst-Kianzad, Juli 2005]

[Einen Würdigungsbericht von Frau Wilcke, der Direktorin der Pestalozzischule Wiesbaden, finden Sie unter der Rubrik "Über uns... - Kundenfeedback"]

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